An meine afrikanische Freundin in Australien

Dear Brigitte
 
Kurz vor Weihnachten, in der Schweiz: Ich liege mit Grippe um 11.00 Uhr morgens immer noch im Bett, höre eine Sirene - statt das übliche Glockengeläut und Gesinge der Heilsarmisten. Ich quäle mich aus den Federn, schaue aus dem 3.5. Stock zum Fenster raus und die Feuerwehr steht direkt vor meiner Haustür. Mich packt ein kurzer Schock. Was jetzt? Anziehen? Duschen? Wo ist meine Brille?! Handtasche und Laptop packen und im Pijama und mit dieser nachtschlafenen Frisur aus der Wohnung in die Arme der Feuerwehrmänner rennen?! 

Zu verpennt und verwirrt um sofort zu handeln, schaue ich zu, wie das Feuerwehrauto eine Minute still steht, einer der Feuerwehrmänner sich die Umgebung ansieht und dann das Zeichen gibt, um langsam und gemächlich in die nächste Strasse einzubiegen und dort zu wenden.

Ich beschliesse, einen Notkoffer bereit zu stellen mit allen wichtigen Dokumenten und all unseren Fotos, nie mehr zu schlafen (schon gar nicht verstrubbelt und im hässlichsten Pijama der Welt), zu rauchen oder eine Herdplatte zu benutzen und das auch gleich allen Nachbarn zu verbieten. 

Circa 20 Minuten später, nach einer Zigi, Kaffee und einer Dusche, werfe ich sicherheitshalber noch einen Blick aus dem Fenster. Die Feuerwehr ist ausser Sichtweite. Ich bedauere kurz, dass ich für Facebook keines dieser blöden Beweisfotos gemacht habe, huste und schneuze was das Zeugs hält. Dann setze ich mich hin und schreibe ein paar Zeilen an dich, nur dir zu sagen, dass ich lebe, und um dir am andern Ende der Welt frohe Festtage zu wünschen. 

Yours, 
Stéphanie