Und dann beginnt das Durcheinander mit der Zeichensetzung.
Das Einfache vorab
Die dR wird immer durch Anführungszeichen vom umgebenden Text abgesetzt. Ich sage es gerne noch einmal: «Durch Anführungszeichen vom umgebenden Text abgesetzt.»
Der erste Buchstabe der dR wird, wie am Satzanfang, immer gross geschrieben. «Immer gross geschrieben?», fragen Sie mich? «Jawohl. Immer. Ohne Ausnahme.»
Oft kommt vor die dR ein **Doppelpunkt. **Nämlich dann, wenn ihr ein sogenannter «Begleitsatz» vorausgeht. Der Begleitsatz sagt: Achtung, hier kommt die dR. Er stellt die Rede auf ein Podest und setzt sie deutlich vom Rest des Textes ab.
Das mit dem «Satz» dürfen Sie nicht wörtlich nehmen. Manchmal ist der Begleitsatz ein mageres Wörtchen, z. B. der Name der Person, die gerade spricht. Der Doppelpunkt folgt übrigens direkt auf den letzten Buchstaben des Begleitsatzes – also ohne führendes Leerzeichen.
Peter: «Ach, so läuft das.»
Susanne: «Sag‘ ich doch. Aber du glaubst mir ja nie was.»
Exkurs: Du und Sie
Wo wir gerade beim Thema sind: Die Personalpronomen **du und dein(e) sollen in der dR klein geschrieben werden. **Die Grossschreibung ist nach den aktuellen Rechtschreibregeln nur noch geduldet, wenn mit «du» der Leser oder die Leserin gemeint ist. Das ist aber in der dR meist nicht der Fall. Ein Beispiel macht die Sache klar:
In dem Satz:* Peter fragte Susanne: «Hast du Brot gekauft?» *ist mit «du» nicht der Leser gemeint, sondern Susanne. Das «du» muss kleingeschrieben werden.
In Briefen ist mit «du» regelmässig der Leser gemeint. Die Grosschreibung ist daher geduldet. Aber auch dort empfiehlt der Duden die Kleinschreibung. Wer unkompliziert auf der sicheren Seite sein will, schreibt «du» und «deine» immer (auch in Briefen) klein.
Zwingend gross geschrieben werden (in der dR und in Briefen) «Sie» und «Ihr», wenn es sich dabei um die** Höflichkeitsform** handelt, der Angesprochene also «gesiezt» wird. Immer klein sind «sich» und «dich».
Also: Das «du» am besten immer klein schreiben und bei «Sie, Ihr, Ihre …» aufs «Siezen» achten.
Satzzeichen querbeet
Knifflig wirds, wenn die dR sich mit anderen Satzteilen zusammentut. Je nach Position der dR im Gesamtgefüge ergeben sich jeweils unterschiedliche Probleme.
Diesen Problemen gehen wir systematisch auf den Grund. Im Interesse der Übersichtlichkeit unterscheiden wir fünf Fälle. Die folgende Grafik zeigt die möglichen Strickmuster. Jedes Muster hat eigene Regeln:
1. Begleitsatz vor der dR
1a) Der Begleitsatz steht in neutralem Tonfall, ist also weder Frage noch Ausruf.
Das ist der häufigste Fall. Und er ist einfach. Die dR endet mit einem Punkt (bzw. einem Frage- oder Ausrufezeichen) vor dem schliessenden Anführungszeichen. Danach folgt kein weiteres Satzzeichen:
Demetrius grölte: «Gut gebrüllt, Löwe!»
Demetrius’ Frage lautete: «Hat der Löwe gut gebrüllt?»
Demetrius sagte: «Gut gebrüllt, Löwe.»
1b) Der Begleitsatz ist eine Frage oder ein Ausruf.
In diesem Fall färbt der Begleitsatz den Tonfall des Gesamtgefüges. Das Frage- oder Ausrufezeichen rückt ganz ans Ende:
Wer sagte eigentlich: «Gut gebrüllt, Löwe»
Damit die Satzzeichen am Ende dieses Audrucks nicht Überhand nehmen, entfällt bei der dR der schliessende Punkt. Also nicht [.»?], sondern nur [»?] am Ende des Satzes. Der Punkt ist entbehrlich; wir brauchen ihn nicht, um den Satz zu verstehen und angemessen zu betonen.
1c) Der Begleitsatz ist eine Frage oder ein Ausruf und die dR ebenfalls.
Dieser Fall gebiert typografische Monster und sollte schon deshalb vermieden werden. Die passende Zeichensetzungsregel verlangt jedenfalls, dass in diesem Fall sowohl die dR als auch der Gesamtausdruck mit dem entsprechenden Betonungszeichen enden:
Grölt alle wie Demetrius: «Gut gebrüllt, Löwe!»!
Wer fragte: «Hat der Löwe gut gebrüllt?»?
Sieht schlimm aus, ist aber korrekt. Schreiben Sie lieber Sätze, die korrekt sind und gut aussehen.
Wir zerlegen die Beispiele zu 1b) und 1c) in Begleitsatz und dR und untersuchen beide Teile nacheinander:
1. Schritt: Welches schliessende Satzzeichen hätte der Begleitsatz, wenn keine dR oder normaler Text folgten?
Wer sagte eigentlich …?
Grölt alle wie Demetrius!
Wer fragte …?
2. Schritt: Welches schliessende Satzzeichen gehört zur dR, wenn kein Begleitsatz vorausgeht?
«Gut gebrüllt, Löwe.»
«Gut gebrüllt, Löwe!»
«Hat der Löwe gut gebrüllt?»
3. Schritt: Endmontage
Jetzt montieren Sie das Satzschlusszeichen vom Begleitsatz ab und legen es zur Seite. Dann schrauben Sie statt dessen einen Doppelpunkt an und schieben die dR (in Anführungszeichen) dahinter. Sollte die dR einen schliessenden Punkt haben, werfen Sie den in den Müll. Dann holen Sie das Satzschlusszeichen des Begleitsatzes zurück und schrauben es ganz am Ende wieder an. Fertig. Kaffeepause:
Wer sagte eigentlich: « Gut gebrüllt, Löwe»?
Grölt wie Demetrius: «Gut gebrüllt, Löwe!»!
Wer fragte: «Hat der Löwe gut gebrüllt?»?
2. Begleitsatz hinter der dR
Wenn der Begleitsatz hinter die dR rückt, wirkt er wie ein nachgelieferter Kommentar: Das war gesprochener Text. Frage- oder Ausrufezeichen am Ende der dR bleiben erhalten. Ein schliessender Punkt enfällt. Nach der dR geht es mit Komma, Begleitsatz und Punkt weiter:
«Gut gebrüllt, Löwe!», grölte Demetrius und ging ab.
«Hat der Löwe gut gebrüllt?», wollte Demetrius wissen.
«Gut gebrüllt, Löwe», sagte Demetrius. (Kein Punkt nach Löwe)
3. Begleitsatz in die dR eingeschoben
Ist der Begleitsatz in die dR eingeschoben, dann wirkt er wie ein Kommentar à la: Ach, übrigens – was Sie gerade lesen ist dR. Der Begleitsatz wird dann von Kommas umschlossen und der Schlusspunkt (oder das Frage- bzw. Ausrufezeichen) steht vor dem abschliessenden Anführungszeichen:
«Der Löwe», sprach Demetrius, «hat gut gebrüllt.»
«Hat der Löwe», erkundigte sich Demetrius, «gut gebrüllt?»
4. Die dR vom Begleitsatz umschlossen
Manchmal wird die dR vom Begleitsatz eingerahmt. Dann erhält die Rede keinen Schlusspunkt und nach dem schliessenden Anführungszeichen folgen Komma, Begleitsatz und Punkt. Frage- oder Ausrufezeichen der dR bleiben auch hier erhalten.
Wenn Demetrius sagt: «Gut gebrüllt, Löwe», dürft ihr lachen. (Kein Punkt nach Löwe)
Wenn Demetrius fragt: «Hat der Löwe gut gebrüllt?», dann sagt am besten gar nichts.
5. Die integrierte dR
Formal ähnlich wie im vierten Fall sieht es aus, wenn die dR in einen Satz integriert ist. Sie ist von Text umschlossen, verschmilzt aber mit dem umgebenden Satz zu einer fugenlosen Einheit.
Dazu muss die Zeichensetzung schwächer werden. Ausnahmsweise entfällt daher der Doppelpunkt vor der dR. Ist der Einschub ein ganzer Satz, erhält er dennoch keinen Schlusspunkt. Wie immer bleiben die Frage- und Ausrufezeichen erhalten. Der Satz geht nach der dR ausserdem ohne Komma weiter:
Sein ewiges «Gut gebrüllt, Löwe» geht mir auf den Wecker. (Kein Punkt nach Löwe, kein Komma nach der dR)
Wenn er noch einmal «Hat der Löwe gut gebrüllt?» fragt, platzt mir der Kragen.
Selbst wenn die integrierte dR am Satzende steht, schliesst sie nicht mit einem Punkt. Der Schlusspunkt folgt nach dem schliessenden Anführungszeichen:
Sie gingen ihm langsam auf die Nerven, diese ewigen Beispiele mit «Gut gebrüllt, Löwe».
Es sei denn, in der dR folgt mindestens noch ein vollständiger Satz. Dann wandert der Schlusspunkt vor das schliessende Anführungszeichen:
Sie gingen ihm langsam auf die Nerven, diese ewigen Beispiele mit «Gut gebrüllt, Löwe. Das hast du gut gemacht, Löwe.»
Das Wichtigste im Schnelldurchlauf
- Die dR beginnt immer mit einem Grossbuchstaben und ist immer in Anführungszeichen eingerahmt.
- Frage- und Ausrufezeichen in der dR bleiben immer erhalten.
- Vor der dR steht meist ein Doppelpunkt (ausser bei integrierter dR).
- Ein im normalen Text korrekter Schlusspunkt entfällt häufig, wenn der Text als dR vorkommt.
- Die folgenden Satzzeichen-Kombinationen sind hässlich, können aber manchmal korrekt sein: ?“? !“! !“? ?“!
- Diese Satzzeichen-Kombinationen sind immer falsch: .“? .“! (Richtig: Punkt weglassen) .“. (Je nach Fall .“ oder “. setzen.)
Exkurs 2: Typographie
Das Anführungszeichen ist Gegenstand engagierter Debatten unter Layout-Profis. In Druckwerken und auf Webseiten (so wie hier) werden gerne die so genannten «Guillemets» verwendet, die einem doppelten Kleiner- oder Grösserzeichen ähneln. In der Schweiz gilt die Reihenfolge kleiner – grösser, in Deutschland ist es umgekehrt: «Schweiz»; »Deutschland«.
In Deutschland werden die umgekehrten Guillemets auch als «Chevrons» oder «Möwchen» bezeichnet.
Die meisten Gebrauchstexte verwenden einfache Anführungszeichen. Typografen bevorzugen (wenn Guillemets gerade aus sind) angeschrägte Anführungszeichen (die zwei eng stehenden Kommas ähneln) im Wechsel unten/oben: „Weils einfach besser aussieht“, und die Redemarkierung “ausserdem nicht mit dem Zeichen für Sekunde oder Zoll verwechselt werden kann.” (Wir erinnern uns: Ein Grad [°] besteht aus 60 Winkelminuten [’], die wiederum aus 60 Winkelsekunden ["] bestehen.)
Das (typografisch korrekte) untere Anführungszeichen hat oben kleine Punkte, von denen aus Linien nach unten links abfallen. Das obere Zeichen beginnt mit Punkten, von denen Linien nach oben rechts aufsteigen. Wie man sich das merken kann? Einfach 9966 denken.
Das unten/oben wird in Deutschland und der Schweiz gleich gehandhabt. In anderen Ländern gelten andere Konventionen. In Amerika sind beide Zeichen oben und nach dem Muster 6699 gestrickt.
Alles klar?
Indirekte Rede
Auch zur indirekten Rede gibt es viel zu brüllen. Da ist die Zeichensetzung einfach und der Konjunktiv macht Mühe. Dazu lässt Demetrius ausrichten, das sei ein neues Thema. Stimmt.
Den passenden Blogartikel zum Konjunktiv lesen Sie hier.
Kleine Übungsaufgabe für Sie
Setzen Sie im «Sommernachtstraum» korrekte Satzzeichen:
Thisbe Dies ist ja Nickels Grab; wo ist mein Liebchen denn ?
Löwe Oh ! (Der Löwe brüllt, Thisbe läuft davon.)
Demetrius Gut gebrüllt, Löwe !
Theseus Gut gelaufen, Thisbe !
Hippolyta Gut geschienen, Mond ! – In der Tat, der Mond scheint mit vielem Anstande . (Der Löwe zerreisst den Mantel der Thisbe.)
Theseus Gut gezaust, Löwe !
Demetrius Und da kam Pyramus . (Pyramus kommt.)
Lysander Und da verschwand der Löwe . (Löwe ab.)
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Danke.
Das wars für heute.
Herzliche Grüsse
Matthias Wiemeyer