Wie Sie Ihr Leben leben, als hätten Sie nur das eine.

«Ich möchte raus aus dem alten Trott. Was anderes machen; einen Job, an dem ich wieder Freude habe.»

Diesen Traum verfolgen viele, die bei mir anrufen. Meist wollen Sie das Schreiben zum Beruf machen. Dazu gehört natürlich Talent fürs Schreiben. Aber wer erfolgreich umsteigen will, muss früher aufstehen.

Loslaufen und ankommen

Wenn Sie Ihr Leben neu erfinden wollen, müssen Sie mit Durststrecken rechnen. Leute mit Stehvermögen kommen durch. Die anderen bleiben auf der Strecke. Weil Sie das wissen, können Sie sich vorbereiten. Keiner zwingt Sie, in Sandalen den Gotthard zu überqueren. Festes Schuhwerk ist erlaubt. Genauso wie meine Denkanstösse zum Durchhalten.

Warum ich weiss, wie das ist

Ich arbeite heute in meinem vierten Beruf. Am Anfang war ich Banker (Corporate Finance), dann Unternehmensberater (Organisationsentwicklung), dann eine Mischung aus Banker und Unternehmensberater (M&A für mittelständische Unternehmen) und dann habe ich mein eigenes kleines Unternehmen aufgebaut.

Ich habe nie freiwillig die Spur gewechselt. Jedes Mal hat mich das Leben aus dem alten Beruf geworfen. Ohne Rückfahrkarte. Den Bankerjob verlor ich um die Jahrtausendwende. Die «New Economy» war ein rauchender Schutthaufen und Frankfurter Banken strichen 50000 Stellen. Auf dem Arbeitsamt (Schweiz: RAV) drängten sich endlose Schlangen verzweifelter Anzugträger: «Ihr, die Ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.»

Es waren jeweils andere Umstände, die mich zu etwas Neuem zwangen. Nicht immer war ich das unschuldige Opfer äusserer Umstände. Auch Dummheit, fehlendes Talent oder die schiere Verzweiflung am politischen Gerangel spielten eine Rolle. Zum Glück ist meine Angst nie zu Ohnmacht geworden. Ich hatte trotzdem weiterhin Ideen. Und weil ich (fast) jeden Tag ein paar Steine umdrehte, neue Argumente suchte und neue Kontakte knüpfte, tat sich irgendwann eine Tür auf.

So halten Sie durch

Hier kommen meine Erfahrungen. Sie sind wertvoll, aber gratis. **Sie ticken sicher anders. **Aber vielleicht ist auch für Sie etwas dabei.

1. Wenn es hart auf hart kommt, sind Sie ein/e andere/r

Das Ende meines Bankerjobs sah ich kommen. Die letzten Etappen verschlugen mich in ein Projekt mit viel Reisetätigkeit. In Zügen, auf Flughäfen und in Hotelzimmern hatte ich Zeit zum Nachdenken.

Das hat nichts gebracht.

Erst als es vorbei war, als ich wirklich musste, kam etwas in Bewegung. Für mich war es frustrierend, dass mir im Voraus nichts einfiel.

Aber für Sie liegt auch Hoffnung darin: Wenn es hart auf hart kommt, sind Sie ein/e andere/r als wenn Sie nur Planspiele machen. Daher müssen Sie nicht verzweifeln, wenn die Planspiele Sie nicht weiterbringen.

2. Lernen braucht Reibung

Ich habe mal einen Dachboden ausgebaut. Mit Fenstern, Isolation und Trockenbau. Alles nicht so schwierig (ich komme aus einer Handwerkerfamilie). Ich habe penibel geplant, einen LKW gemietet, das Material gekauft und alles auf den Dachboden geschleppt. In einer Woche wollte ich fertig sein. 16 Tage hat es gedauert.

So geht das auch den Teilnehmern unserer Lehrgänge für Schreiben oder Online-Marketing: Wenn der Dozent das Konzept erklärt, scheint alles klar zu sein. Erst beim Umsetzen bemerken sie, wie schwer das ist. Dann müssen sie sich quälen, feilen, wegschmeissen, neu machen. Das ist kein Spass. Das kann ihnen niemand ersparen. Aber wenn sie am anderen Ende des Tunnels angekommen sind, können sie wirklich etwas Neues.

3. Der Morgensprint

Bis ich als Unternehmensberater Fuss gefasst hatte, erlitt ich viele bittere Niederlagen.

Bevor die Wende kam, gab es Phasen, in denen ich kaum aufstehen wollte, den Tag vertrödelte und die Hoffnung aufgegeben hatte.

Abends sagte ich mir: «Morgen lege ich richtig los.»

Aber am nächsten Morgen war die Luft wieder raus. Es ging erst «los», als ich meinen Vorsatz änderte:

«Morgen frage ich nicht, ob ich Lust habe. Morgen stehe ich beim ersten Weckerklingeln auf. Danach wird die erste halbe Stunde gearbeitet, dann gibts Frühstück und dann gehts nochmal an die Arbeit. Und nachmittags mach ich was fürs Herz.»

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, sprang ich aus dem Bett als würden die Laken brennen. Keinen streunenden Gedanken habe ich mir erlaubt, bis ich am Schreibtisch sass. Nach zwei Stunden Arbeit fühlte ich mich wie ein Olympiasieger.

Ihnen mag dieser Sieg winzig vorkommen. Für mich war er der Durchbruch. Diesem Morgensprint verdanke ich fast alles, was ich in der Zwischenzeit erreicht habe.

4. Für Rückenwind sorgen

Ich hatte Angst vor dem nächsten Morgen. Seit Wochen wollte ich jeden Morgen ein neuer Mensch werden. Aber es blieb beim Vorsatz. Für den kommenden Morgen setzte ich alle Hebel in Bewegung, damit es endlich klappte. Ich putzte mein Büro und räumte den Schreibtisch auf. Ich notierte Stichworte, denen ich nachgehen wollte und teilte meine Zeit in überschaubare Häppchen ein. Ungefähr so:

  • 20 Minuten: Feinschliff eines fast fertigen Bewerbungsschreibens
  • 15 Minuten: Adressbuch nach hilfreichen Kontakten durchsuchen
  • 30 Minuten: Tageszeitungen auf Stellenangebote absuchen
  • 30 Minuten: Recherche zu den neuen Angeboten
  • 15 Minuten: Rohentwurf neues Motivationsschreiben
  • 10 Minuten: Aufräumen/Vorbereiten für den nächsten Tag

Das waren zusammen nur zwei Stunden. Aber zwei Stunden sind viel besser als nichts.

Ich habe drei neue Stellenangebote ausgegraben, viel recherchiert und eine Bewerbung im Entwurf fertiggestellt. Ich war wieder im Rennen. Und nach ein paar Tagen unter dem neuen Regime war der Bann gebrochen.

5. Wenn der Erfolg ausbleibt

Wer Erfolg hat, kann sich leicht motivieren. Aber wenn Erfolg monatelang ausbleibt, verlässt uns der Mut.

Erfolg ist, was folgt, wenn man sich anstrengt. Deshalb heisst der Erfolg ja so. Er kommt nicht, weil Sie ihn wünschen. Er kommt, wenn Sie ihm über Stock und Stein nachspringen, stolpern, wieder aufstehen, ihn beim Schlafittchen packen. Erfolg ist kein Sprint. Erfolg ist Langstrecke. Die Belohnung kommt erst ganz zum Schluss.

Ich habe nach und nach gelernt, die Anstrengung als Erfolg zu werten. Das ist der Trick, der für Rückenwind sorgt. Nicht Ergebnisse, sondern Zeiten habe ich mir vorgenommen. Auch wenn ich vorher dachte: «Mir fällt ohnehin nichts ein», habe ich mich 15 Minuten hingesetzt und es versucht.

Meist kam wenigstens ein Zipfel eines Anfangs dabei zustande. Darauf konnte ich am nächsten Tag aufbauen. Und im dritten oder vierten Anlauf wurde es was Rechtes.

6. Triumphmomente abrufen

Manchmal bin ich selbst mein grösstes Hindernis.

Ich hangle mich von Zweifel zu Zweifel und wiederhole innerlich das Mantra «Das wird sowieso nichts», «Das schaffe ich nicht», «Ich werde mich blamieren». Das habe ich früher oft getan und tue es heute noch manchmal. Fragen Sie meine Frau. Jeder kennt solche negativen Endlosschleifen. Positiv Denken wäre besser. Aber wie geht das?

Das weiss ich auch nicht. Aber meist gelingt es mir, die Negativspiralen auszubremsen. Auch dabei hilft gute Vorbereitung.

Wenn z.B. die Angst zu versagen aufsteigt, zähle ich einen Countdown und bei stelle ich mir in knalligen Farben und Dolby-Surround einen Triumphmoment vor. Wie die anderen Kinder über mein Tor gejubelt haben oder wie ich nach einem Vortrag Applaus bekam. Auf dieses Bild konzentriere ich mich etwa 20 Sekunden lang und dann sage ich mir: «Ist schon in Ordnung, aufgeregt zu sein. Es geht um viel. Die Aufregung treibt mich an; hilft mir parat zu sein.»

Es gibt Tage, da muss ich das 10 Mal machen. Aber ich laufe dem Zweifel nicht blind hinterher. Weil er sich sonst eingeladen fühlt, wiederzukommen.

Wenn Sie Grosses vorhaben, müssen Sie auf Ihre Gedanken aufpassen wie ein Würstchenverkäufer im Hundeasyl.

7. Unkraut jäten im Bewusstsein

Unser Bewusstsein wird, was uns beschäftigt.

In meiner Jugend habe ich viel Schach gespielt. Wo quadratische Fliesen lagen, sah ich Schachbretter. Wer Ferien plant, bemerkt Reiseführer, an denen er sonst vorbeiläuft. Ihren Arbeitsweg fahren Sie per Autopilot.

Wir verändern uns mit dem, was uns beschäftigt.

Wer wieder und wieder den eigenen Untergang im Hirn bewegt, wird zum Verlierer. Er wird die Chance gar nicht sehen, die das Schicksal ihm serviert.

Kümmern Sie sich um Ihr Bewusstsein wie um einen Blumengarten. Wässern und düngen Sie die Blumen. Das Unkraut wässern sie nicht. Das rupfen Sie aus.

Das Bewusstseins-Unkraut kann viele Gestalten annehmen: Negative Endlosschleifen sind das Schlimmste, was Sie sich antun können. Aber weil Sie Ihre Muster kennen, können Sie sich hier und jetzt eine Gegenmassnahme überlegen: Countdown, Bild, Erklärung. Die Gegenmassnahme benutzen sie jedes Mal, wenn Ihre Gedanken mit dem Abgrund flirten. Dann sehen Sie bald wieder Licht.

8. Ein Knopfdruck für Verlierer

Ich liebe tiefschürfende Gespräche und witzigen Schlagabtausch. Aber viele Leute sind sofort «weg», wenn es einen Moment langweilig wird. Mal schnell auf dem Handy schauen, was auf der Facebook-Timeline läuft und SMS, WhatsApp, Snapchat checken. Neue E-Mails da? Schon beim Frühstück liegt das Handy auf dem Tisch.

(Soziale) Medien können süchtig machen.

Der Mechanismus ist gut erforscht: Sobald etwas schwierig oder langweilig wird, lockt das Handy mit Erlösung. Ein schneller Klick – schon kommt die Belohnung. Fürs Weglaufen, Aufgeben, Liegenbleiben. Wir alle wünschen uns Belohnung. Und wo wir sie kriegen, machen wir Männchen. Immer wieder. Und vertrödeln Tag um Tag im Dämmerschlaf.

Als Kind bekam ich eine Mark für eine «zwei» (in der Schweiz ist das eine «fünf») und zwei Mark für eine «eins» auf dem Schulzeugnis. Kein sehr origineller Ansatz. Aber wenigsten war klar: Wer was leistet, kriegt was. So läuft das im Leben.

Bei Facebook gibts Belohnung (lustige Katzenfilme, witzige Sprüche und Klatsch von den Kollegen) ohne Anstrengung. Macht nicht dick und hat kein Nikotin.

So konditionieren wir uns zum Verlieren. Weil wir uns nicht mehr durchquälen mögen, Schwierigkeiten aus dem Weg gehen, unsere Gedanken dauernd abschweifen.

Testen Sie sich.

Wenn es Ihnen leicht fällt, Ihr Handy in der Handtasche oder im Nebenraum zu lassen, wenn Sie es vergessen können, solange Sie es nicht brauchen, ist alles in Butter. Aber wenn sie unruhig werden, sobald Sie ein paar Stunden nicht draufgeschaut haben, vergessen Sie Ihre Pläne. Machen Sie erst einen Entzug. Vorher erreichen Sie nichts.

Und kaufen Sie sich einen Wecker. Mit dem Handy aufstehen ist ein Fehlstart.

Morgen früh gehts los

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, fehlt Ihnen etwas in Ihrem Leben.

Kinder grossziehen, die Beziehung frisch halten, im Beruf vorankommen. Ist das Ihr persönlicher Dreikampf des Alltags? Das schaffen Sie nur, wenn Sie Ihr Rezept finden, um aufzustehen, in Schwung zu kommen und durchzuhalten.

Vielleicht haben Sie schon aufgegeben. Vielleicht glauben Sie nicht mehr daran, dass Sie Ihre Ziele erreichen können. Vielleicht wissen Sie nicht einmal, was Sie sich wünschen. In diesem Fall überlegen Sie sich einfach, wen Sie beneiden. Wer in Ihrem Umfeld ein Leben führt, das Sie gern hätten. Was genau hat diese Person, das Sie in Ihrem Leben vermissen?

Und dann suchen Sie sich eine Kleinigkeit, die Sie unternehmen können, um die Lücke in Ihrem Leben zu füllen. Machen Sie irgendeinen ersten Schritt. Das kann eine Google-Recherche sein, Sie können ein Buch lesen oder mit der Person einfach reden. Und für den nächsten Tag nehmen Sie sich wieder einen kleinen Schritt vor. Und dann wieder und dann wieder.

Ein halbes Jahr später sind Sie ein neuer Mensch. Mit Energie und Perspektive und dem Wissen, dass Sie schaffen können, was Sie wollen.

Morgen früh gehts los. Brennende Laken. Und schon heute Abend sorgen Sie für Rückenwind.

Ich verlasse mich auf Sie.

P.S.

Ich habe meine eigene Erfolgsformel, die Sie vielleicht lächerlich finden.

E = 50 * U

Erfolg ist, 50 Mal die unbequeme Seite wählen.

50UE

Liegenbleiben oder aufstehen? Jetzt eine rauchen oder diese eine überspringen? Aufzug oder Treppe? Lästern oder helfen? Kritisieren oder Mut machen? Stehen bleiben oder ein paar Schritte weitergehen? Grübeln oder handeln? Ablenkung oder Achtsamkeit? Wasser oder Cola? Halb leer oder halb voll?

Wie Sie sich in Ihrem Leben fühlen, hängt von hunderten kleiner Entscheidungen ab. Auf der dunklen Seite der Entscheidung steht die Bequemlichkeit. Bequemlichkeit hält Sie im Dunkel fest. Bequemlichkeit ist für Zuschauer. Für Leute, denen ihr Leben durch die Finger rinnt. Bequemlichkeit kettet Sie an Verlierergewohnheiten.

Wenn Sie 50 Mal die unbequeme Seite wählen, wachsen in Ihnen neue Gewohnheiten. Gewinnergewohnheiten.

Äussere Umstände (Gesundheit, Elternhaus, Glück …) können helfen oder nicht. Egal wo Sie sich gerade befinden: Wenn Sie 50 Mal die unbequeme Seite wählen, verwandelt sich Ihr Leben. Der Unterschied ist meist nur ein paar Minuten Anstrengung, ein kurzer Sprint, eine kleine Überwindung. Wer 50 Mal richtig wählt, gewinnt ein neues Leben.

Sie könnten sich motivieren, wenn Sie ein 50U Blatt benutzen. In dem führen Sie Buch über jeden kleinen Entscheidungssieg. Wenn Sie wieder etwas eintragen, sehen Sie, was Sie schon geschafft haben. So halten Sie durch. Durchhalten ist das Wichtigste.

Zu guter Letzt: Helfen Sie uns und teilen Sie diesen Artikel in den sozialen Medien oder per E-Mail. Wir haben kaum Budget für Werbung und sind auf Empfehlungen angewiesen.

Danke.

Das wars für heute.

wiemeyer matthias rund

Herzliche Grüsse
Matthias Wiemeyer