Der König und das grosse Fest

Wie der König vom Bauchweh geheilt und der Magier fast vom Schloss verwiesen wurde.

Jelena Péteut

Der König und das grosse Fest

Es war einmal vor langer Zeit ein König. Er hiess Karl und hatte gern Spass. Er liebte es, zu spielen, auf dem Trampolin zu springen, und lustige Geschichten zu erzählen.

Doch eines Tages, als er alleine vor den Mauern seines Schlosses spazieren ging, traf er Gabi, das Glückskind an.

„Hallo Gabi, wie geht es dir?" fragte der König.

„Mir geht es gut, eure Majestät!" sagte Gabi, verbeugte sich vor dem König und lächelte ihn an. Dann sagte sie: „Als Glückskind geht es mir ja immer gut! Und wie geht es Ihnen, Majestät?"

„Oh, Gaby, heute geht es mir gar nicht gut!" jammerte der König und hielt sich den dicken Bauch. Er sah blass aus, das war Gabi auch aufgefallen.

„Wieso denn?" wollte das Glückskind wissen.

„Weisst du" wisperte König Karl, „da ich heute seit 10 Jahren König bin, wollten meine Freunde im Schloss ein Fest für mich organisieren. Dann haben sie ein riesiges Karussell aufstellen lassen. Und nun bin ich so viele male damit herumgefahren, sodass mir richtig übel geworden ist. Und es bessert einfach nicht." Traurig senkte König Karl den Kopf.

„Oh, eure Majestät, da fällt mir jemand ein, der Ihnen helfen könnte!" jauchzte Gabi, das Glückskind. Sie nahm den König an der Hand und führte ihn tiefer in den Wald. Als sie eine Lichtung erreicht hatten, musste der König staunen. Er war noch nie so weit in den Wald vorgedrungen. Jetzt erblickte er all die Bäume, die in schönem, leuchtenden Grün ihre Blätter präsentierten. Und die Blumen dufteten süsslich.

„Wilma! Wilmaaaaa!" rief Gabi. „Wo bist du! Zeige dich!" Der König war gespannt, nach wem das Glückskind rief, aber er sagte nichts. Er hielt sich noch fester den Bauch, denn ihm war wirklich schlecht und übel vom Karussell.

Plötzlich tauchte aus dem Nichts Wilma auf. Sie war eine Waldfee, und ihr schönes, grünes Kostüm glitzerte in den Sonnenstrahlen inmitten der Lichtung. König Karl hatte noch nie eine Waldfee gesehen und rieb sich die Augen. Wilma war eine wunderschöne Fee, und ihr Lächeln erwärmte das Herz des Königs.

„Gabi!" sagte Wilma und umarmte das Glückskind. „Was führt dich zu mir so tief in den Wald!" fragte sie. Gabi stellte der Waldfee den König vor und sagte: „Das hier ist Seine Majestät, König Karl. Ihm geht es nicht so gut. Es ist ihm übel von der Karussellfahrt." Gabi zeigte mit der Hand auf den König, der Wilma mit grossen Augen anschauten.

„Oh!" bemerkte Wilma und machte einen Hofknicks vor dem König. „Es tut mir Leid, dass es Ihnen nicht gut geht." Sagte sie in einem sanften Ton. König Karl hätte dieser Waldfee stundenlang zuhören können, weil sie eine so schöne und sanfte Stimme hatte. Dann sagte Wilma zu Karl: „Ich habe einen Freund, der uns helfen kann! Kommen Sie mit!"

Auf der einen Seite erfasste Gabi die Hand des Königs, auf der anderen Wilma. So gingen die drei durch den Wald, König Karl in der Mitte. Als sie nach kurzer Zeit vor einem Baum stehen blieben, sagte Wilma: „Benno, mein Freund, wach auf!"

Der Baum schien zu schnarchen, und der König hatte fast ein bisschen Angst vor dem Baum. Als aber nichts geschah, strich Wilma mit ihrer Hand sanft über die Baumrinde und sagte: „Benno, mein Freund, wach auf! Wir brauchen deine Hilfe." Als Benno erwachte und die Augen öffnete, erschrak der König ein Bisschen. Aber Gabi hielt seine Hand und sagte: „Habt keine Angst, Majestät. Benno ist ein lieber Baumelf!" Der König liess sich beruhigen.

„Was ist denn los?" fragte der Baumelf verschlafen. Er rieb sich die Augen. Wilma zeigte auf das Glückskind und auf Karl und erklärte dem Baumelf, dass der König zu viel auf dem Karussell war und ihm schlecht sei. Dann fragte sie: „Dürfen wir ein paar von deinen Blättern für den Tee haben?" Benno strahlte über das ganze Gesicht und war plötzlich nicht mehr müde. Er freute sich, dass er helfen konnte und sagte: „Selbstverständlich! Hier!" Er riss ein paar Blätter ab und reichte sie der Waldfee. Wilma ihrerseits übergab die Blätter dem König und Gabi und sagte: „Ihr müsst einen Tee mit diesen Blättern machen. Eure Majestät, Ihr müsst den Tee heiss trinken. Danach wir es euch besser gehen. Ich empfehle euch, danach ein kleines Nickerchen zu machen." Sie lächelte den König an und er lächelte zurück. „Vielen lieben Dank!" sagte Karl und küsste zum Abschied Wilmas Hand. Sie kicherte und blieb bei Benno, während der König zusammen mit dem Glückskind den Wald verliess.

Als der König zurück in seinen Gemächern war, legte er sich auf sein grosses Himmelbett und drückte sich ein Kissen auf den dicken Bauch. Dann stöhnte er: „Oh, es wird immer schlimmer. Dieses Bauchweh hört einfach nicht auf." Er verzog das Gesicht. In diesem Moment trat das Glückskind an sein Bett und hielt König Karl eine Tasse fein duftenden Tees vor die Nase. Dann sagte Gabi: „Eure Majestät, hier bitte! Trinkt vom Tee, damit es Ihnen besser geht." Der König gehorchte, trank den Tee rasch aus und legte sich wieder hin. Während Gabi die grossen, dicken Vorhänge zuzog, damit der König besser schlafen konnte, hörte sie schon, wie er schnarchte. Der König war nicht nur von Schmerzen geplagt, weil er zu lange auf dem Karussell fuhr, sondern er war auch sehr müde davon. Gabi beschloss, vor der Schlafzimmertür des Königs zu warten, bis er wieder erwachte.

Das Glückskind wartete und langweilte sich. Der König schlief lange und Gabi wusste nicht, was machen. Da tauchte plötzlich Zino, der Zwerg auf. Er wohnte im Schloss zusammen mit dem König und half überall mit, wo er konnte. Er machte dem König das Frühstück, machte danach sein Bett. Wenn der König spielen wollte, spielte Zino gern mit. Wenn der König auf dem Trampolin herumspringen wollte, sprang der Zwerg mit. Und wenn der König lustige Geschichten erzählte, dann hörte Zino zu. Denn er liebte lustige Geschichten! Als der Zwerg Gabi sah, ging er zu ihr hin und stellte sich vor: „Hallo! Ich bin Zino, der Zwerg! Ich helfe mit im Schloss und unterhalte den König." Er lächelte das Glückskind an. Gabi lächelte zurück und sagte: „Hallo Zino! Ich bin Gabi. Ich wohne ausserhalb der Schlossmauern. Zusammen mit dem König war ich heute im Wald, um Medizin für ihn zu holen. Weisst du, ihm ist ein bisschen schlecht gewesen."

Zino machte ein staunendes Gesicht und fragte: „Wo ist denn der König? Wir haben gefeiert und plötzlich war er weg. Niemand konnte ihn finden! Und ich habe mir Sorgen gemacht."

Gabi tätschelte freundlich Zinos Hand und sagte: „Er hatte einen Tee getrunken und schläft jetzt. Ihm wird es nach dem Schlafen besser gehen." Zino, der Zwerg blieb bei Gabi. Er setzte sich auf einen Stuhl, der an der Wand lehnte und erzählte ihr, wie es so war, im Schloss zu wohnen und zu arbeiten. Gabi hörte gespannt zu.

Zino wurde auf einmal traurig und erklärte Gabi wieso er nicht so glücklich sein konnte. „Weisst du, hier wohnt noch ein Magier. Er heisst Max. Und er ist ein Freund vom König Karl. Aber irgendwie mag er mich nicht und ich ihn auch nicht. Ich will nicht, dass er dem König etwas Böses tut." Besorgt schaute Zino zur Schlafzimmertür, die immer noch zu war. Das Glückskind Gabi tätschelte wieder Zinos Arm und sagte: „Sei unbesorgt! Alles wird gut. Sei fröhlich, geniesse jeden Tag. Das Leben ist doch so schön." Gabis Fröhlichkeit wirkte gut auf Zino und er lächelte. Gabi hatte Recht.

Als der König erwachte, ging er in den Schlosshof, wo das Karussell immer noch stand. Gabi und Zino folgten ihm. Da sich Karl wieder gut fühlte, sagte er: „Jetzt, da es mir wieder gut geht, könnte ich wieder aufs Karussell!" Gabi riet ihm davon ab. Und der König befahl, dass man das Karussell abmontieren sollte. Der Magier Max gesellte sich zum König und zeigte ihm ein paar Zaubertricks. Der König amüsierte sich und lachte laut. Max konnte auch ein paar Sachen in Gold verwandeln. Das fand der König auch toll und wollte, dass der Magier für immer in seinem Schloss wohnen blieb. Zino war ein bisschen traurig, dass der König den Magier Max so gut mochte. Denn der Zwerg hatte immer das Gefühl, dass der Magier nicht nett war. Und Zino wollte den König vor dem bösen Max beschützen.

Doch eines Tages machte der Magier einen Fehler. Er zauberte eine grosse Fliege, die wild umher flog. Der König mochte keine Fliegen, und alle im Schloss wussten das. Niemand konnte diese grosse Fliege aufhalten. Und kaum konnten der Zwerg und der König ein Netz nach der Fliege werfen, so flog sie geschickt und schnell weg. Der König ärgerte sich sehr. Er sprach zum Magier: „Max! Zaubere die Fliege weg!" Aber der Magier sagte: „Ich kann nicht! Es war ein neuer Zauberspruch und ich kann ihn nicht rückgängig machen!" Der Magier wirkte betroffen und schaute tatenlos zu.

Zino hatte eine Idee. Er rannte plötzlich in sein Zimmer und nahm eine grosse Fliegenklatsche unter seinem Bett hervor. Diese reichte er dem König, der damit die Fliege aus dem Schloss verscheuchen konnte. Die Fliege flog der Sonne entgegen und niemand hatte sie seither wieder gesehen. König Karl war vor Wut ganz rot im Gesicht und sagte: „Max, du musst mein Schloss verlassen. Ich möchte dich hier nicht mehr wiedersehen." Der Magier war zuerst etwas traurig, aber dann lächelte er und küsste vor Freude den König! Dann führte er einen Freudentanz auf.

„Was ist denn los? Wieso lachst du?" fragte Karl.

„Eure Majestät, wisst ihr, ich wollte schon lange kein Magier mehr sein. Es macht mir einfach keinen Spass. Aber ich habe mich bisher nie getraut, Ihnen das zu sagen. Ich hatte Angst, dass Ihr nicht mehr mein Freund sein wollt." Da war der König plötzlich nicht mehr so böse und umarmte den Magier.

„Aber Max!" sprach der König voller Freude, „Als Freunde sollten wir einander immer die Wahrheit sagen, ohne Angst! Du hättest es mir sagen dürfen. Ich wäre nicht böse geworden!" Der König küsste den Magier auf die Wange und fragte: „Aber, was willst du denn machen?" Der König kratzte sich am dicken Bauch. Max antwortete: „Ich wollte schon immer Feste organisieren! Schöne Feste, mit schöner Musik, feinem Essen, schöner Dekoration." Verträumt schaute der Magier aus dem Fenster auf den Schlosshof hinab. Er konnte sich schon vorstellen, wie alles aussehen würde. Das Brunnenwasser würde man violett machen, überall würden Blümchen blühen, Girlanden würden quer von einem Turm zum anderen hängen… Es gäbe viele Schokoladentorten mit Smarties darauf zu essen. Da erkannte auch Zino, dass Max eigentlich nicht böse war. Er war als Magier nur etwas unglücklich, weil es ihm keinen Spass machte.

Der König schmunzelte und sagte: „Max, dann habe ich eine neue Stelle für dich! Ich möchte, dass du meine Feste organisierst! Das erste Fest soll schon morgen stattfinden!" der König lachte laut! Und Max’ Augen füllten sich mit Feudentränen.

Am nächsten Tag gab es ein riesiges Fest im Schloss des Königs. Alle wurden eingeladen. Benno, der Baumelf, Wilma, die Waldfee, Gabi, das Glückskind und viele andere. Zino bediente alle mit feinen Schokoladenküchlein und Himbeersirup, Max kümmerte sich um gute Musik und dirigierte ein Orchester. Und König Karl tanzte mit Wilma. Danach erzählte er allen seinen Gästen lustige Geschichten, auch die, als die riesengrosse Fliege nicht sein Schloss verlassen wollte. Alle lachten vergnügt, alle waren glücklich und zufrieden. Und wenn sie nicht gestorben sind, lachen und feiern sie noch heute.

ENDE