Illustration: Korrekte Schreibung von FremdwörternZweifelsfälle der Recht­schreibung: «Neues» von den Fremd­wörtern.

Fremdwörter haben viele Nachteile und wenige Vorteile. Dazu kommen wir noch.

Für heute gehen wir davon aus, dass Sie Ihre Fremdwörter aus gutem Grund benutzen

und die korrekte Schreibung nach der (nicht mehr ganz) neuen Rechtschreibung kennen möchten.

 

Die «neue» Rechtschreibung (Update 2017)

Die Neuerungen sind hier übersichtlich zusammengestellt. Mit Beispielen und Erklärungen zum Hintergrund.

Seit Juni 2017 gelten ein paar neue Änderungen. Wir haben diesen Artikel auf den aktuellen Stand (August 2017) gebracht. Ein paar schaurige Schreibungen für geläufige Fremdwörter sind ab sofort verboten. Hier ist die Liste:

Anschovis, Belkanto, Bravur (inkl. bravurös), Campagne, Frotté, Grislibär, Joga, Jockei, Kalvinismus, Kanossa(gang), Kargo, Ketschup, Kollier, Kommunikee, Komplice, Majonäse, Masurka, Negligee, Nessessär, passee, Rakett (Tennisschläger; Gang), Roulett, Varietee, Wandalismus

Damit auch flüchtige Leser keinen Fehler machen, sei hier noch einmal betont: Die obigen Schreibungen sind jetzt nicht mehr erlaubt.

Unsere Ratgeber als formatierte PDFs zum Download

Guter Rat: gratis

Was wir schreiben, bringt Sie weiter. Gut gelaunte Schreiber:innen auf der ganzen Welt drucken sich die Texte aus, um darin herumzukritzeln. (Die Randnotizen sind oft das Wertvollste).

Einfach hier runterladen.

Die aktuell korrekte Schreibung können Sie im aktualisierten Wortverzeichnis [PDF] nachschlagen. Eine lange Liste hilfreicher Quellen zur korrekten Schreibung findet sich ausserdem am Ende unseres Artikels «Korrekturlesen: So finden Sie (fast) alle Fehler»

Solche Übersichten finden sich in allen gängigen Nachschlagewerken. Hier kommt dazu: Wo immer möglich ist ein deutscher Vetter danebengestellt. Weil – das werden wir später noch ausführlich bewhandeln – deutsche Wörter oft besser funktionieren.

Diese Vorschläge sind nicht immer genau bedeutungsgleich. Aber oft genug werden sie passen oder Ihnen eine Anregung geben, der Sie folgen können.

Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen den Artikel als formatiertes PDF «Fremdwörter: Wenn schon, dann richtig» zum Ausdrucken. Einfach hier klicken und E-Mail eintragen.

Was sich geändert hat

Die Rechtschreibreform von 2006 wirkt sich nur auf geläufige Fremdwörter aus, die auch in der Alltagssprache vorkommen. Wörter, die nur in einer Fachsprache zuhause sind, bleiben unverändert.

Ausserdem: Die neuen Schreibungen treten meist neben die alten. Wenn Sie in der alten Rechtschreibung sattelfest sind und keine Angst haben, antiquiert zu wirken, können sie einfach beim Alten bleiben. Mit Ausnahme der englischen Mehrzahl (gleich unten auf dieser Seite).

Egal was Sie tun: Sie sollten die Fremdwörter innerhalb eines Textes einheitlich behandeln. Wenn Sie weiterhin Megaphon (statt neu Megafon) schreiben, sollten Sie auch Graphit (statt neu Grafit) und Choreographie schreiben. Dann fallen aber Telefon und Foto aus dem Rahmen. Denn hier hat sich die Schreibung mit «f» längst durchgesetzt. Wo Fotos und Telefonie zusammenkommen (im iPhone natürlich), müssen Sie dann das «ph» wieder auspacken. Denn «iPhone» ist ein Markenname. Über den hat der Duden keine Hoheit.

Endlich: Mehrzahl for Dummys

Die Mehrzahl englischer Haupwörter, die auf «y» enden, wird jetzt einheitlich gebildet. Sie hängen einfach ein «s» an. Die alte Schreibweise mit «ies» ist jetzt falsch.

Bisherige Schreibung

Neue Schreibung

Deutsch

Ladys/Ladies

Ladys

Damen

Lobbys/Lobbies

Lobbys

Hallen, Vorräume

Partys/Parties

Partys

Feiern, Feste

Rowdys/Rowdies

Rowdys

Rüpel, Flegel, Raufbolde

Storys/Stories

Storys

Geschichten, Erzählungen

Praxistipp

Fremdwörter sind nicht nur in der Rechtschreibung anspruchsvoll. Auch die Bedeutung sollten Sie genau kennen, um sie treffend einzusetzen. Langenscheidt hilft: https://woerterbuch.langenscheidt.de/ssc/ search/free.htm

Die häufigsten Fremdwörter mit «ph»

Die Verbindung «ph» kann in allen Wörtern mit den Stämmen «phon», «phot» und «graph» durch «f» ersetzt werden.

Bisherige Schreibung

Neue Schreibung

Deutsch

Bibliographie

Bibliografie/Bibliographie

Bücherverzeichnis, Bücherliste

Biographie

Biografie/Biographie

Lebensgeschichte

Choreographie

Choreografie/Choreographie

(Tanz-)Figuren, Figurenfolge

Diktaphon

Diktafon/Diktaphon

Diktiergerät

Geographie

Geografie/Geographie

Erdkunde, Landschaft

Graphit

Grafit/Graphit

 

Graphologie

Grafologie/Graphologie

 

Grammophon

Grammofon/Grammophon

 

Kalligraphie

Kalligrafie/Kalligraphie

Die Kunst der Schönschrift

Lithographie

Lithografie/Lithographie

 

Megaphon

Megafon/Megaphon

ugs. Flüstertüte

Orthographie

Orthografie/Orthographie

Rechtschreibung

Paragraph

Paragraf/Paragraph

Abschnitt, Absatz, Artikel, Kapitel

Saxophon

Saxofon/Saxophon

 

Stenographie

Stenografie/Stenographie

Kurzschrift

Die französischen Endungen é und ée

Wer in der französischen Rechtschreibung unsicher ist, darf sich freuen. Die geläufigsten Wörter auf é und ée darf man in deutschen Texten (wie schon längst bei Armee, Püree, Chaussee) mit «-ee» schreiben. Im Juni 2017 wurde die Schreibung auf «-ee» in einigen Fällen wieder abgeschafft.

Bisherige Schreibung

Neue Schreibung

Deutsch

Dekolleté

Dekolletee/Dekolleté

Ausschnitt

Exposé

Exposee/Exposé

Skizze, (Roh-)Entwurf, Plan

Negligé

Negligee/Negligé

Ein hinreissendes
Nichts ... (Negligee entfallen 2017)

passé

passee/passé

vergangen, vorbei, vorüber, veraltet, überholt, Schnee von gestern; (passee entfallen 2017)

Rommé

Rommee/Rommé

 

Séparée

Separee/ Séparée

Nebenraum, Abteil, Kammer, Loge

Varieté

Varietee/Varieté

Theater, Kabarett, Zirkus (Varietee entfallen 2017)

Substanziell statt substantiell

Bislang waren Sie gezwungen, verwandte Begriffe verschieden zu schreiben.

Statt irgendwie mittendrin zu starten, sind Sie beim Backen lieber sequentiell vorgegangen. Haben also beim «man nehme» begonnen und sich Schritt für Schritt bis zur Kuchenglasur vorgearbeitet. Sie wissen: Beim Backen muss man die Sequenz einhalten. Sonst wird es nichts. Ab sofort dürfen Sie sequenziell vorgehen, denn es gilt: Wörter auf «-tial» und «-tiell» können mit «z» geschrieben werden, wenn es verwandte Wörter auf «z» gibt.

Bisherige Schreibung

Neue Schreibung

Deutsch

essentiell

essenziell/essentiell

ureigen, wesentlich, im Kern

potentiell

potenziell/potentiell

möglicherweise, es kann sein, notfalls, gelegentlich, manchmal, 

sequentiell

sequenziell/sequentiell

der Reihe nach, nacheinander, Schritt für Schritt, eins nach dem anderen

substantiell

substanziell/substantiell

wichtig, wesentlich, grundlegend, nahrhaft, stofflich

Es bleibt aber bei «partiell» (teilweise), weil es das Wort «Parz» nicht gibt. «Parzelle» gilt nicht. Und bei «Patient» und «Aktion» bleibt ohnehin alles beim Alten. Die neue Regel bezieht sich nur auf Wörter, die ganz genau mit  -tial und -tiell enden.

Die Menge macht das Gift

So oder so: Gute Texte sind sparsam mit Fremdwörtern. Das vermeidet Zweifelsfälle der Rechtschreibung und bildet einen schönen Kontrast zur gängigen Wichtigtuerei. «Ganz ohne» sollten Sie nicht versuchen. Manchmal passen Fremdwörter besser als ihre deutschen Vettern. Statt «Gegensatz» zur Wichtigtuerei habe ich mich für «Kontrast» entschieden. Das Fremdwort klingt knackiger, härter, mehr auf Krawall gebürstet. Genau passend an dieser Stelle.

Das sollten Sie jetzt tun

  1. Merken Sie sich die Regeln für die Schreibung der Fremdwörter.
  2. Treffen Sie Ihre Wahl. Welche Schreibung bevorzugen Sie? Dafür gibt es keine verbindliche Empfehlung. Persönlicher Geschmack und Zielgruppe geben den Ausschlag.

Das Wichtigste im Schnelldurchlauf

  • Gute Texte sind sparsam mit Fremdwörtern, verzichten aber nicht ganz auf sie.
  • Nutzen Sie das Wahlrecht zur Schreibung der Fremdwörter einheitlich.
  • Die neuen Schreibungen treten meist neben die alten. Die alte Schreibung bleibt erlaubt.
  • Ausnahme: Der Plural bei englischen Fremdwörtern auf «y» wird jetzt einheitlich gebildet. Sie hängen einfach ein «s» an. Die alte Schreibweise mit «ies» ist falsch.
  • Die Verbindung «ph» kann in allen Wörtern mit den Stämmen «phon», «phot», «graph» durch «f» ersetzt werden.
  • Die geläufigsten (französisch-stämmigen) Wörter auf «-é» und «-ée» darf man in deutschen Texten (wie schon längst bei Armee, Püree, Chaussee) mit «-ee» schreiben. 
  • Wörter auf «-tial» und «-tiell» können mit «z» geschrieben werden, wenn es verwandte Wörter auf «z» gibt.

Zu guter Letzt: Helfen Sie uns und teilen Sie diesen Artikel in den sozialen Medien oder per E-Mail. Wir haben kaum Budget für Werbung und sind auf Empfehlungen angewiesen.

Danke.

Das wars für heute.

wiemeyer matthias rund

Herzliche Grüsse
Matthias Wiemeyer