6 Schreibtugenden für tolle Texte

So schreiben Profis: 6 Schreibtugenden für bessere Texte

Schreiben ist alltäglich. Wir können es tun, ohne das Hirn einzuschalten – und tun es auch. Aber für gute Texte reicht die gedankenlose Schreiberei nicht aus.

Das hirnlose Schreiben wird wohl noch zunehmen, wenn sich immer mehr KI-Systeme am Schreiben beteiligen. Die schreiben so ähnlich, wie ein gestresster Mensch auf Autopilot. Aber: sehr viel schneller.

Gute Texte brauchen das gewisse Etwas. Das können nur kluge Menschen beisteuern.

Was genau? Hier wirds erklärt.

Schreiben mit Autopilot

Wir können schreiben und in Gedanken woanders sein. Schreiben ist wie Rad fahren, Gurken schneiden oder Schuhe binden.

Wir können einen verständlichen Text schreiben, während unser Hirn auf Autopilot geschaltet ist. So entstehen Alltagstexte, die ihren Alltagszweck erfüllen:

Eine Einkaufsliste, eine Telefonnotiz, eine schnelle Info an einen Kollegen.

Dafür reicht der Autopilot.

Jetzt stellen Sie sich bitte vor, Sie lassen Ihren Hof neu pflastern.

Arbeit an Gasleitung

Ein Bagger kommt, um den alten Belag abzutragen und den Boden für das neue Pflaster vorzubereiten. Das erledigt ein geübter Baggerführer im Schlaf. Eine Zigarette im Mundwinkel, den Ellbogen lässig auf die Türkante gestützt. Ratzfatz fertig.

Ich vergass: Durch Ihr Grundstück läuft eine Gasleitung.

Was halten Sie jetzt von der Zigarette und dem lässigen Ellbogen?

Sie hätten lieber jemanden, der den Kopf reckt, konzentriert nach vorne schaut und die Schaufel aufmerksam verfolgt?

Eben.

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Guter Rat: gratis

Was wir schreiben, bringt Sie weiter. Gut gelaunte Schreiber:innen auf der ganzen Welt drucken sich die Texte aus, um darin herumzukritzeln. (Die Randnotizen sind oft das Wertvollste).

Einfach hier runterladen.

Wozu die Geschichte?

Weil die Profis vor allem eins tun: Ihr Hirn ein- und den Autopiloten ausschalten.

Die 6 überraschend einfachen Schreib-Tugenden leuchten sofort ein. Sie sind auch nicht schwer umzusetzen. Aber sie brauchen einen aufmerksamen Schreiber, der den Kopf reckt und genau verfolgt, was seine Buchstaben anrichten.

1. Profis sorgen für Übersicht

Ein Klasse-Text spricht schon zu mir, bevor ich das erste Wort lese.

Seitenlange Wortkarawanen ermüden und schüchtern ein. "Grauwert" nennen das die Grafiker, weil solche Texte von Weitem wie eine graue Fläche wirken.

Machen Sie es anders. Benutzen Sie Überschriften, Zwischentitel, Aufzählungen und Absätze.

Auch Bilder oder Tabellen helfen, dem Grauwert zu entgehen. Ein gut gegliederter Text macht schon von Weitem neugierig. Sie dürfen ruhig mit einer Wortkarawane beginnen. Aber nehmen Sie sich zum Schluss die Zeit, Ihrem Text Struktur und Gestalt zu geben. Ihre Leser danken es Ihnen.

2. Profis schreiben klar und einfach

Zu banal? Nicht ganz. Viele Schreiber verlieren die Kraft einfacher, klarer Sprache aus den Augen, sobald es um etwas Wichtiges geht.

Wenn Sie einer Kollegin von Ihrem Haus erzählen, sagen Sie:

«Wir haben ein grosses Wohnzimmer und oben noch drei Schlafzimmer.»

Aber wenn Sie das Haus verkaufen wollen, schreiben Sie plötzlich:

«Das Haus verfügt über einen weitläufigen Salon und drei grosszügige, im Obergeschoss befindliche Schlafgemächer.»

Das klingt so sehr nach windigem Makler-Gerede, dass ich schon nicht mehr wissen will, ob das Badezimmer eine Wanne hat.

3. Profis bauen Spannung auf

Sie haben Ihr Material. Ein paar Absätze sind schon geschrieben. Vor Ihrem inneren Auge gewinnt der Text Kontur. STOP.

Machen Sie kurz Pause und überlegen Sie: Wie will ich mein Material sortieren?

Will ich mit der Tür ins Haus fallen oder Spannung aufbauen und meine Kernbotschaft als Höhepunkt setzen? Die Gebrauchsanweisung eines Feuerlöschers folgt dem ersten Muster. Wo sie gelesen wird, ist es schon spannend genug. Aber wenn Sie mit Ihren Texten Meinungen beeinflussen und Emotionen wecken möchten, passt das zweite Muster besser.

So oder so: Überlegen Sie, worum es geht, und spinnen Sie den roten Faden Ihrer Geschichte genau so, dass er Ihren Zielen am besten dient.

4. Profis sorgen für Abwechslung

Lange Sätze sind verpönt. Das müssen die Juristen auf ihr Gewissen nehmen. Gesetze, Verträge, Gutachten: Juristen muten uns abenteuerlich verschachtelte Satzungeheuer zu, die niemand auf Anhieb entschlüsseln kann. Daher empfehlen manche, kein Satz solle mehr als 13 Wörter enthalten.

Profis machen es anders: Sie spielen mit der Satzlänge, um ihren Texten Dynamik zu geben, Spannung aufzubauen, einen Höhepunkt zu inszenieren oder Aufmerksamkeit zu bündeln. Kurze Sätze machen Tempo und spitzen zu; lange Sätze verzögern und geben Tiefe.

Die Mischung machts. Daher sollten Sie lange Sätze nicht einfach meiden. Meiden Sie unübersichtliche und verschachtelte Sätze. Aber wechseln Sie Satzlänge und Struktur ab, um Ihre Leser bei der Stange zu halten.

5. Profis wissen: Der Wurm muss dem Fisch schmecken

Mal locker vom Hocker, mal formell und festlich, mal für Dummys und mal für Fachleute.

Profis schreiben für Ihre Leser.

Sie überlegen sich: Wer genau ist eigentlich mein Publikum? Wie wollen diese Leute angesprochen werden? Welches Hintergrundwissen haben sie? Was weckt ihr Interesse? Auf welche Details achten sie?

Vielleicht haben Sie einen Kollegen, den Paul, der zu dieser Zielgruppe gehört. Dann schreiben Sie Ihren Text genau so, dass er Paul gefallen würde. Selbst wenn Sie zu Formulierungen greifen müssen, die Ihnen selbst nicht gefallen.

Und je weniger Sie vom Thema verstehen, umso mehr Mühe geben Sie sich, sicherzustellen, dass auch alle Fakten stimmen. Denn eine schwungvoll erzählte Geschichte kann nichts bewirken, wenn der Leser bemerkt: Der Schreiber kennt sich gar nicht aus.

6. Profis suchen das treffende Wort

Der Autopilot bevorzugt unscharfe Allerweltswörter.

Die passen immer so ungefähr, auch wenn man sie gedankenlos zusammenschaufelt.

  • Statt:Sie sitzen am Bildschirm und lesen dies?
  • Lieber:Sie hocken auf der Stuhlkante und mustern kritisch, was ich Ihnen vorsetze«
  • Oder:Sie lehnen Sie sich entspannt zurück und nicken versonnen, während Sie den Zeilen folgen.

Was Sie auch tun: Meiden Sie das farblose Allerweltsgelaber und suchen Sie das treffende Wort.

Sie können das auch.

Nehmen Sie Ihre Texte und lesen Sie sie wie ein Profi.

Suchen Sie systematisch nach Schwächen, indem Sie Ihre Texte mehrmals nacheinander durchlesen und jedes Mal den Blickwinkel wechseln:

  • Ist die Gestaltung übersichtlich?
  • Ist die Sprache klar, einfach und anschaulich?
  • Passt der rote Faden?
  • Modulieren Sie Satzlänge und -Struktur, um den Text lebendig zu machen?
  • Schreiben Sie für Ihre Leser?
  • Schreiben Sie prägnant und originell?
  • Mühen Sie sich um treffende Wörter und interessante Sprachbilder?

Das kostet Zeit und Mühe. Aber es lohnt sich, wenn es um die Wurst geht. Und jedes Mal, wenn Sie sich diese Mühe machen, schulen Sie Ihren Blick und gewinnen professionelle Routine.

Das Handwerkszeug der Profis können Sie bei uns lernen. Hier schauen.

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Das wars für heute.

wiemeyer matthias rund

Herzliche Grüsse
Matthias Wiemeyer